Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt

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Die 1170 erwähnte alte Pfarrei wurde 1235 von Kaiser Friedrich dem II. dem Deutschen Ritterorden geschenkt, bei dem sie bis 1819 blieb. Nach Plünderungen durch die Engadiner wurde 1499 ein Neubau notwendig, der im gotischen Stil durchgeführt wurde. 1505 wurde die Kirche neu geweiht. Aus dieser Zeit stammt die heutige Gestalt des besonders hohen und schlanken Turmes (90 m), der unten sorgfältige Mörtelfugenquadrierung, oben wirkliche Quader aufweist. Am Ziffernblatt des Turmes sind die Jahreszahl 1744 sowie Wappen der Grafen Hendl und Montani sowie der Doppeladler, Bindenschild und der Tiroler Adler angebracht und geben somit Hinweis auf die Stifter des Baus.

1527 bis 1533 erfolge der Umbau des Langhauses in eine dreischiffige Anlage. 1758/59 wurde, durch die Zunahme der Bevölkerung, eine Vergrößerung des Gotteshauses notwendig. Das Langhaus wurde verlängert, mit Rundbogenfenstern versehen und mit Stickkappentonnen neu gewölbt. An das ursprüngliche gotisch Gewölbe erinnern noch die gemäldegeschmückten Stichkappen. Damals beauftragte man den aus Wien stammenden Josef Adam Mölkh mit der Bemalung der riesigen Gewölbeflächen.

Die Szene der Verkündigung an Maria, von den vier Erdteilen verehrt, ist Bildthema der aufwendigen Ausmalung. Seitlich sind Engel und die vier Evangelisten abgebildet. Die Kuppelhalle zeigt die Figuren Esther von Ahasver und darüber Maria als Fürbitterin vor Christus, flankiert von Judith und Jahel. Angrenzend sind die vier Kirchenlehrer sowie die vier göttlichen Tugenden dargestellt.

An der nördlichen Seitenwand befindet sich ein Wandgemälde der Kreuzigungsgruppe. Der neubarocke Hochaltar ist eine Arbeit aus dem Jahr 1908. Die Mittelgruppe, die Krönung Mariä, stammt noch aus dem alten 1515 gearbeiteten Hochaltar. Seitlich stehen die Statuen der Heiligen Petrus, Nikolaus, Martin und Paulus. Sie stammen von dem ehemaligen neuromanischen Altar (um 1860). Der linke Seitenaltar ist Maria mit dem Christuskind gewidmet. Das Altarbild wird dem Meister der Gewölbemalerei, Josef Adam Mölk, zugeschrieben. Die Assistenzfiguren dieses Altares sind die Heiligen Franziskus und Dominikus bzw. Joachim und Anna. Giebelengel aus dem 18. Jhdt. schmücken den obersten Teil des Seitenaltars. Am rechten Seitenaltar findet sich ein großer Reliquienschrein des Hl. Felix M. (18. Jhdt.). Eine sorgfältige Arbeit der ansässigen Steinmetzhütte aus dem Jahr 1529 ist der Taufstein aus weißem Marmor, eine typische Vinschgauer Arbeit. Die Kanzel der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt weist eine bewegte Form auf. Am Schalldeckel der um 1780 entstandenen Kanzel finden sich die Evangelistensymbole.

Den Innenraum schmücken sehenswerte Skulpturen der Heiligen Stephanus und Laurentius (Ende 15. Jahrhundert), der Anna Selbdritt (erste Hälfte 16. Jahrhundert), des Heiligen Sebastian (17. Jahrhundert) sowie des Heiligen Josef aus dem 20. Jahrhundert.

Der Kirchenbogen ist mit großen Marmorplatten ausgelegt, unter denen sich zahlreiche Gruften befinden. Rechts am Boden des nördlichen Seitenaltars eingelassen, sieht man noch die stark abgetretene Deckplatte des Grabes eines Deutschordenspriesters mit Kelch und Kreuz.

Künstlerischen Wert haben neben der Krönungsgruppe und einigen noch erhaltenen Figuren des Lederer Altars vor allem auch die zahlreichen Marmorarbeiten: sämtliche Werkstücke sind nämlich aus Göflaner Marmor angefertigt.

Auszüge aus:

Sakrale Kunst in Schlanders, Kortsch, Göflan, Vezzan, Sonnen- und Nördersberg; Pescollderungg – PLURISTAMP; 1994
Bedeutende Wallfahrten, Kirchen und Kapellen; Journal-Verlag; 2000

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